Ein Gastbeitrag von Jana Pakur (Weitere Gastbeiträge finden Sie hier)
"Warum fällt es pflegenden Angehörigen so schwer, etwas abzugeben und Grenzen zu setzen?
Die Pflege eines Menschen ist eine sehr emotionale und intime Angelegenheit. Ein Mensch, der uns nahe steht, braucht plötzlich Hilfe.
Wir werden gebraucht! Natürlich ist es dann schwer zuzugeben, wenn man diese Hilfe nicht geben oder leisten kann.
Es geht darum, selbst zu erkennen, was ich in der Lage bin zu leisten. Zusätzlich zum Familienleben, Beruf usw... muss mir bewusst sein, was auf mich und meiner Familie zukommt.
Menschen, die bereits in der Spirale „gefangen“ sind, bemerken viele Warnsignale zu spät. Um dem vorzubeugen geht es hier meiner Meinung nach in diesem Blog.
Warnsignale können unter anderem sein:
– körperliche Schmerzen ohne Medizinischen Befund
– starke Gereiztheit, plötzliche Wutanfälle
– chronische Erschöpfung, Müdigkeit, Verzweiflung
– anhaltende Schlafstörungen
– häufiges Weinen ohne äußeren Grund
– Antriebslosigkeit , Schwäche
– sich als Opfer fühlen....
Deshalb ist es notwendig sich Überlastung eingestehen und Beschwerden nicht übergehen!
Wenn man sich dies eingesteht, ist man auch bereit Hilfen zu suchen und andere Menschen mit ins „Boot“ zu holen.
Lasten müssen verteilt werden, sei es durch Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn oder professionelle Hilfen (ambulante Pflegedienste, Pflegestützpunkte, ehrenamtliche Besucherdienste, Krankenkassen...).
Das Ziel sollte sein die eigene Überforderung zu vermeiden, zu erkennen und zu bewältigen."
Vielen Dank an Jana Pakur für diese offenen Worte.
Wir stehen Ihnen als Ansprechpartnerinnen gerne zu Verfügung. Hier finden Sie unser Kontaktformular, oder Sie rufen uns an 05351 54 191-85
Gemeinsam finden wir sicher einen Weg!
Ein Gastbeitrag von Jana Pakur (Weitere Gastbeiträge finden Sie hier)
Ja ... das geht!
Urlaub ist ein Thema, über das sich die meisten Menschen keine Gedanken machen müssen. Es ist Sommer, da geht es nur noch um die Frage: Wohin in diesem Jahr. Der Sommer geht, der Herbst beginnt und bestimmt sehr viele pflegende Angehörige hatten nicht die „Freiheit“ mal eben so in den Urlaub zu fahren. Genau darum geht es hier in diesem Blogbeitrag.
Für pflegende Angehörige stellt sich die Frage nach dem Wohin als Letztes. Viele wissen nicht einmal, dass ein Urlaub möglich ist oder können es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.
Zuerst einmal gibt es die Möglichkeit bei der Pflegekasse Zuschüsse zu erhalten, entweder für Kurzeitpflege oder Verhinderungspflege. Und was ist das und wieviel Kosten werden übernommen?
Kurzeitpflege und oder Verhinderungspflege erhalten Personen, die einen Pflegegrad von mindestens zwei haben. Dies wird ganz einfach mit einem Formular bei den zuständigen Pflegekassen beantragt. Diese informieren auch über die Höhe der derzeitigen Zuschüsse. Wenn kein Pflegegrad vorliegt ist die Krankenkasse der richtige Ansprechpartner für eine mögliche Kostenbeteiligung.
Wenn man diese Hürde genommen hat, geht es darum, ob man sich eine Pflegeeinrichtung sucht die Kurzeitpflege und Verhinderungspflege anbieten oder vielleicht gemeinsam den Urlaub verbringt. Ich kann mir vorstellen, dass dies für viele Pflegepersonen seltsam klingt. Urlaub mit dem Pflegenden? Ich sage Ihnen: Ja es geht! Trauen Sie sich und keine Angst: Sie selbst stehen dabei im Mittelpunkt. In solchen Einrichtungen geht darum, das Sie auftanken, das man Ihnen Hilfen gibt und Ihnen zeigt, wie Sie sich vor Überlastung schützen können und das Wichtigste: Sie können sich erholen. Es gibt viele Angebote, um einfach mal raus aus dem „Hamsterrad“ zu kommen.
Nun sind die meisten Fragen vom Anfang dieses Beitrages beantwortet, aber ich weiß aus über 35 Jahre Berufserfahrung in der Pflege (davon 12 Jahre im ambulanten Dienst und der Leitung einer Gruppe von pflegenden Angehörigen), das Wissen und wirklich in Anspruch nehmen der Hilfen zwei Welten sind.
Oft habe ich gehört: keine Zeit … aber die Familie … Pflegeeinrichtungen Nein Danke … usw.
Dabei sind gerade pflegende Angehörige besonders gefährdet, ihre eigenen Belastungsgrenzen zu überschreiten. Aus falschem Scham und Versagensangst verzichten viele pflegende Angehörige auf die so wichtigen Erholungszeiten.
Erschreckende Zahlen lieferte der Pflegereport der BARMER von 2018: 85 % der befragten pflegenden Angehörigen gab an, dass die Pflege ihr gesamtes Leben bestimmt. Außerdem sind Pflegende in der Regel kränker als nicht Pflegende (hier geht es zum BARMER Pflegereport 2018)
Was hilft es Ihrer Familie und dem zu Pflegenden, wenn Sie als Pflegeperson ausfallen? Einen Menschen, sei es der Partner oder die Eltern zu pflegen ist eine Ausnahmesituation. Der komplette Alltag, das bisherige Leben ändert sich und das häufig in kurzer Zeit. Der Übergang zur Überforderung ist oft fließend und für die Pflegeperson oft nicht erkennbar. Meist erleben es Familienmitglieder oder Freunde, dass etwas nicht so läuft wie es sollte.
Ich möchte alle Pflegepersonen, die zu Hause pflegen dazu animieren, nachzudenken und zu reflektieren.
Wo stehe ich?
Was hat sich seitdem verändert?
Wie viel Zeit hab ich für mich?
Wie hat sich das Familienzusammenleben verändert?
Wann war mein letzter Urlaub?
Wann war ich das letzte Mal im Kino, Essen …?
Trauen Sie sich, um Hilfe zu bitten, sich nach Unterstützung zu erkundigen, einen Pflegeberatungsdienst auszusuchen.
„Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut“
sagt ein Chinesisches Sprichwort.
Gehen Sie mit sich verantwortlich um!
Jana Pakur